Imvergangenen Jahr haben wir von mehreren Kunden gehört, die sich über eineVerlangsamung im Bereich der Elektromobilität beschwert haben. In Gesprächenmit unseren deutschen Kolleginnen und Kollegen wurde deutlich, dass dieeuropäische Automobilindustrie mit einem letzten Kraftakt noch möglichst vieleFahrzeuge mit Verbrennungsmotor verkaufen wollte, bevor die neuen Regeln am 1.Januar 2025 in Kraft treten.
Warum dasJahr 2025 einen Wendepunkt für die Elektromobilität darstellen könnte, welcheRahmenbedingungen ab dem 1. Januar 2025 gelten und weshalb chinesischeElektrofahrzeuge zunehmend den Schweizer Markt erobern könnten, beleuchten wirin diesem Blogpost. Darüber hinaus werfen wir einen Blick auf die Auswirkungenauf das Verteilnetz, die Ladeinfrastruktur und das Lastmanagement.
Rückblick 2024: Autohersteller fördern (noch) vermehrt fossile Antriebe
Obwohl sichein deutlicher Trend in Richtung Elektromobilität abzeichnet, haben zahlreicheAutomobilhersteller im Jahr 2024 gezielt versucht, den Absatz fossilerFahrzeuge (Benzin- und Dieselantriebe) hochzuhalten. Dies spiegelte sich in denVerkaufszahlen von Elektroautos wider, deren Wachstumstempo sich merklichverlangsamt hat.
- Hintergrund: Hohe Margen bei Verbrennungsmotoren und (noch) vergleichsweise geringe Produktionskapazitäten für Elektroautos führten dazu, dass einige Konzerne den Markt nochmals mit preisreduzierten Benzin- und Dieselfahrzeugen bedienten.
- Käuferverhalten: Viele Kaufinteressierte nutzten diese Angebote, um sich vor möglichen Einschränkungen oder Preissteigerungen mit einem klassischen Verbrenner einzudecken.
Allerdingslässt sich dieses Vorgehen im Jahr 2025 nicht mehr wiederholen. Denn die ab2025 gültigen CO₂-Regulierungen werden bei einem zu hohen Anteil fossilerNeuwagen empfindliche Strafzahlungen nach sich ziehen.
Neue CO₂-Grenzwerte ab 1. Januar 2025: Strengere Vorgaben, höhere Kosten
Ab dem 1.Januar 2025 tritt in der Schweiz eine neue, verschärfte CO₂-Grenze progefahrenen Kilometer in Kraft. Konkret bedeutet dies, dass Pkw-Flotten imDurchschnitt deutlich weniger Emissionen ausstossen dürfen als bisher.
- Finanzielle Folgen: Fahrzeughändler, die nicht rechtzeitig auf emissionsarme oder -freie Fahrzeuge setzen, sehen sich bereits jetzt mit erheblichen Strafzahlungen konfrontiert. Einige sprechen sogar von Millionenbeträgen, sollten die Verkaufszahlen von Elektro- und Hybridfahrzeugen nicht stark zunehmen.
- Höherer Innovationsdruck: Um die CO₂-Vorgaben zu erfüllen, werden Hersteller verstärkt neue Elektro- und Hybridmodelle entwickeln und bewerben müssen. Auch nachhaltige Materialien und effizientere Produktionsprozesse können dazu beitragen, die CO₂-Bilanz der Fahrzeuge zu senken.
DiesesRegelwerk ist ein wichtiger Schritt, um die Schweiz auf ihrem Weg zu mehrKlimaneutralität voranzubringen – und könnte vor allem jene Händler treffen,die sich bislang nur zögerlich auf den Strukturwandel einlassen wollten.
Chinesische Elektro-Modelle: Potenzial zur Marktflutung
Ein Aspekt, der heute nur leicht spürbar ist und sich im Jahr 2025 zuspitzen könnte, ist das wachsende Angebot chinesischer Elektrofahrzeuge.
- Steigende Konkurrenz: Chinesische Hersteller wie BYD, NIO und weitere Newcomer haben in den letzten Jahren enorme Fortschritte in Sachen Technologie, Design und Reichweite gemacht. Dank grosser Produktionskapazitäten sind sie zudem in der Lage, qualitativ hochwertige Fahrzeuge zu teils sehr konkurrenzfähigen Preisen anzubieten.
- Attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis: Gerade für preisbewusste Käufer dürften chinesische Elektroautos eine ernsthafte Alternative darstellen – insbesondere, wenn bekannte europäische Hersteller aufgrund hoher Investitionskosten in die Elektromobilität mit steigenden Preisen zu kämpfen haben.
- Qualitäts- und Imagewandel: Waren chinesische Autos früher oft mit Vorurteilen behaftet, haben sich in den letzten Jahren nicht nur die Qualität, sondern auch das Image vieler Marken verbessert. Einige Modelle schneiden in Testberichten mittlerweile auf Augenhöhe mit etablierten Konkurrenten ab.
Auswirkungen auf Verteilnetz, Ladeinfrastruktur und Lastmanagement
Mit der steigenden Zahl an Elektrofahrzeugen gehen neue Herausforderungen für Stromversorger und Infrastrukturplaner einher:
- Verteilnetzkapazität
- Wenn immer mehr Schweizerinnen und Schweizer auf Elektromobilität umsteigen, muss das lokale Verteilnetz entsprechend ausgebaut werden. Mehr Ladestationen, insbesondere in Wohngebieten, führen zu höheren Spitzenlasten.
- Gemeinden und Energieversorger sind gefordert, ihre Netzkapazitäten frühzeitig zu prüfen und auszubauen. Ohne rechtzeitige Massnahmen könnten Engpässe entstehen, die zu temporären Leistungseinschränkungen oder gar Netzinstabilitäten führen.
- Ladeinfrastruktur
- Um dem E-Boom gerecht zu werden, braucht es nicht nur mehr, sondern auch verschiedene Arten von Ladepunkten: von schnellen DC-Ladestationen entlang von Autobahnen bis hin zu AC-Ladepunkten an Parkplätzen, in Garagen und im öffentlichen Raum.
- Der Bund und Kantöne setzen vermehrt auf Förderprogramme für den Ausbau. Dringlichkeit an Ladeinfrastruktur gibt es nicht nur bei Schnellladeparks sondern auch in Tiefgaragen wo der Mieter sein E-Auto laden möchte.
- Lastmanagement
Während in einigen Regionen vermehrt Wasser-, Sonnen- und Windenergie ins Netz eingespeist wird, müssen Spitzenlasten durch Ladevorgänge strategisch gesteuert werden. Hier kommt intelligentes Lastmanagement ins Spiel und dies auf den unterschiedlichen Netzebenen.
Ausblick: Was bedeutet das für Konsumenten und Händler?
- Breiteres Angebot: Die Verfügbarkeit von Elektroautos und Plug-in-Hybriden dürfte massiv ansteigen. Sowohl europäische Hersteller als auch chinesische Newcomer bringen laufend neue Modelle auf den Markt – in allen Preisklassen und Fahrzeugsegmenten.
- Preisdruck und Förderungen: Die verschärften CO₂-Grenzwerte erhöhen den Druck auf Händler, elektrische und hybride Antriebe attraktiver zu bepreisen / fördern. Für Konsumenten könnten daher Kaufprämien, Leasingaktionen oder anderweitige Rabatte interessant sein.
- Infrastruktur und Services: Die steigende Zahl an E-Fahrzeugen erfordert einen zügigen Ausbau der Ladeinfrastruktur, insbesondere von Schnellladestationen entlang der Autobahnen und im urbanen Raum. Darüber hinaus wächst das Angebot an Serviceleistungen, beispielsweise mobile Ladeeinrichtungen oder E-Carsharing-Dienste.
- Netzstabilität und Komfort: Dank Smart-Charging-Konzepten können Ladevorgänge zukünftig effizienter gestaltet werden. Dies erhöht nicht nur den Komfort für Konsumenten, sondern unterstützt auch die Stabilität und Zuverlässigkeit des Schweizer Stromnetzes.
- Neue Mobilitätskonzepte: Neben dem reinen Autokauf, oder dem Carsharing gewinnen vermehrt abonnementbasierte Angebote und Car-as-a-Service-Modelle an Bedeutung. Einige Anbieter in der Schweiz experimentieren bereits mit Flatrates für Elektroautos, bei denen Wartung, Versicherung und Stromkosten inbegriffen sind.
Fazit
Die Zukunft der Elektromobilität in der Schweiz steht ab 2025 vor einem grossen Umbruch. Während Autohersteller im Jahr 2024 noch einmal versuchten, möglichst viele fossile Fahrzeuge zu verkaufen, setzen die neuen CO₂-Grenzwerte dem Verbrennungsmotor weiterhin deutlich zu. Gleichzeitig etabliert sich China immer stärker als bedeutender Player auf dem weltweiten und dem Schweizer Elektroautomarkt.
Mit dem wachsenden Anteil elektrischer Fahrzeuge steigen jedoch auch die Anforderungen an das Schweizer Verteilnetz. Der Ausbau der Ladeinfrastruktur sowie effektives Lastmanagement sind entscheidende Bausteine, damit die E-Mobilität zuverlässig und nachhaltig funktioniert.
Für Konsumentinnen und Konsumenten entsteht dadurch eine spannende Situation: Die Auswahl an E-Fahrzeugen wächst, die Preise könnten durch Förderungen und den zunehmenden Wettbewerb sinken – und ökologische Aspekte wie geringere Emissionen und eine nachhaltigere Produktion rücken immer weiter in den Vordergrund. Die Elektromobilität hält Einzug in die Schweizer Autobranche – und 2025 wird als eines der Schlüsseljahre in die Geschichte der nachhaltigen Mobilität eingehen.
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